Ein extrem illustratives Beispiel des qualitativen Verfalls von Bastionen eines (dort immer noch eingebildeten) Qualitätsjournalismus bildete die "Hessenschau" des "hessischen Rundfunks" am Abend des 23. März 2017.
In einem Bericht wurde eine
Großkontrolle des RMV an zwei Bushaltestellen in Offenbach begleitet, als handele es sich um eine Jagdgesellschaft von Kontrolleuren und Polizisten. Als Ergebnis der Kontrolle von rund 140 Bussen mit mehr als 2.800 Fahrgästen wurde die Zahl von 173 Menschen ohne Fahrkarte bekannt, die ausnahmslos alle eine Strafanzeige wegen Erschleichung von Beförderungsleistungen nach § 265a StGB erhalten haben sollen. Die Schwarzfahrer-Quote läge damit bei überdurchschnittlichen 6 Prozent. RMV-Geschäftsführer Ringat sprach von einem "vollen Erfolg". Auf alle RMV-Fahrten hochgerechnet ergebe dies einen jährlichen Verlust von mehr als 50 Millionen Euro.
In einem zweiten Bericht wurde ausgerechnet Frankfurt am Main als teuerste Großstadt der Welt identifiziert. Ich horchte natürlich auf, weil als Kriterium u.a. die Preise von Fahrkarten herangezogen worden waren - also die Tickets des schon im ersten Bericht im Mittelpunkt stehenden RMV.
Ein dritter Bericht widmete sich dem Beschluss des Frankfurter Stadtverordnetenversammlung, die langjährige ehemalige Oberbürgermeisterin Petra Roth zur Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt zu ernennen, also der teuersten Großstadt der Welt, in der RMV-Fahrkarten als Kriterium dieser Einschätzung herangezogen wurden, und in der die Schere zwischen Arm und Reich u.a. messbar anhand der steigenden Schwarzfahrer-Quote immer weiter auseinandergeht!
Obwohl also alle drei Themen unmittelbar zueinander in Verbindung standen, wurden sie von der "Hessenschau" in keinster Weise aufeinander bezogen! Es wurde keine Relation hergestellt oder - ja, vielleicht sind die Redakteur*innen real verblödet - nicht einmal gesehen!! Auf einer solch schwankenden Grundlage lässt sich keine Zivilisation aufbauen. Der "hessische Rundfunk" kann die "Hessenschau" getrost einstellen.